Ich schreibe groß. Aber fühle mich klein.

Ich schreibe gerade mein drittes Buch. Und obwohl das nach Routine klingt – nach „die weiß, wie es geht“ – fühlt es sich oft nicht so an.
Nicht souverän. Nicht abgeklärt. Sondern roh. Suchend. Und das immer wieder aufs Neue.

Diesmal will ich tiefer. Ich recherchiere stundenlang, lese mich fest, notiere Fragen und streiche sie wieder. Ich suche nach Menschen, die mir etwas erzählen, das ich selbst nicht erlebt habe – aber verstehen will.
Ich schreibe an Stellen, an denen ich noch nichts weiß.
Und manchmal denke ich: Vielleicht ist das der Punkt.

Aber ich merke auch, wie herausfordernd es ist, all das allein zu tragen. Ich habe keine journalistische Ausbildung, keinen Presseausweis, kein „bekannt aus“-Label.
Ich klopfe an Türen, von denen ich nicht weiß, ob ich sie öffnen darf.
Und oft antworte ich mir selbst mit einem „wahrscheinlich nicht“.

Ich sehe andere, die in Netzwerken eingebettet sind, die Verbindungen haben, Telefonnummern, Kontakte, Zugänge.
Und ich habe: meine Idee.
Mein Vertrauen in Sätze.
Und das Bedürfnis, etwas zu erzählen, das über mich hinausgeht – aber durch mich hindurch muss.

Es gibt Tage, da fühlt sich das an wie ein Kraftakt. Nicht das Schreiben an sich, sondern das Drumherum.
Das Warten auf Antworten – das permanente Balancieren zwischen Demut und Selbstbehauptung.
Zwischen „Ich weiß, dass ich was kann“ und „Reicht das, wenn niemand mich kennt?“

Und trotzdem bleibe ich dran. Nicht, weil ich muss. Sondern, weil ich glaube, dass genau hier mein Raum ist.
Nicht da, wo alles sicher ist. Sondern da, wo es echt wird.
Wo ich mir nichts zurechtlege, sondern mich einfach reinwerfe.
Ohne Absicherung. Ohne Strategie. Nur mit einer Geschichte, die noch nicht laut ist, aber lebendig.

Vielleicht bin ich noch klein. Aber ich schreibe groß. Und das ist vielleicht nicht alles – aber es ist der Anfang von etwas, das zählt.


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