Über das Weglassen

Die dritte Überarbeitung.
Ein vertrauter Text liegt vor mir, aber er schaut mich fremd an.

Ich kürze. Ich streiche. Ich schiebe Sätze wie Möbel durch einen Raum, der plötzlich zu eng scheint für all die Gedanken, die ich beim ersten Schreiben hineingelegt hatte.

Es ist ein leiser, andauender Tanz:
zwischen Klarheit und Verlust, dem Drang nach Präzision und der Angst, das Lebendige herauszuschneiden.
Ich frage mich, was bleibt, wenn ich alles weglasse, was überflüssig ist.
Ob dann nur noch das Nötigste übrig ist – oder das Wahre.

Manche Sätze gehen leicht. Andere stemmen sich gegen jede Änderung, als wollten sie beweisen, dass sie einst aus einem echten Gefühl geboren wurden.
Aber Gefühle allein genügen nicht. Nicht mehr.

Ich sehe Grammatik wie eine innere Architektur.
Sie trägt – oder bricht.
Ein falscher Satz, und meine Geschichte stürzt ein wie ein Kartenhaus.

Überarbeitung bedeutet, das eigene Schreiben unter die Lupe zu nehmen. Und gleichzeitig Abstand zu halten.

Aber genau hier geschieht etwas. Etwas Echtes.
Mein Text, der aus meinem Kopf entstanden ist, beginnt sich selbst zu behaupten.
Nicht als das, was ich sagen wollte – sondern als das, was gesagt werden muss.


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