Eine Geschichte für später

Ich klappe das Notizbuch zu und stellte es zurück ins Bücherregal. Nur für mich und ganz heimlich gab ich mir das Versprechen, dass diese Geschichte nicht verstauben würde. Die Recherchen waren nicht umsonst gewesen. Und all meine Erkenntnisse würden nicht nur die meinen bleiben.

Ich wollte diese Geschichte erzählen. Nicht nur für mich, sondern für alle Menschen, die sie fühlen würden.

Doch während ich noch vor dem Laptop saß und recherchierte, machte sich ein neues Gefühl in mir breit. Eine neue Idee, die mich von Beginn an fesselte.
Und sie ließ sich nicht mehr stummschalten.

Viel zu oft driftete ich ab. Verlor den Faden. Und schwelgte im Kopf schon in der neuen Charakterentwicklung.

Aber da war es: Das schlechte Gewissen.
Schuldete ich nicht jeder meiner Ideen, meiner angefangenen Kapitel und neuen Geschichten die gleiche Aufmerksamkeit? Hatte ich nicht in der Begonnen schon einen neuen Charakter in mein Leben gerufen? Sollte ich diesen jetzt einfach schlafen legen und hoffen, dass er mich nicht nachts wachhalten würde?

Ich spreche hierbei nicht aus Erfahrung, sondern lediglich aus Gefühl:
Wir als Autoren müssen schwierige Entscheidungen treffen. Eine Geschichte nicht zu beenden, kann uns verfolgen. Einen Charakter, den wir liebgewonnen haben, sterben zu lassen, wird wehtun. Eine Liebesgeschichte ohne Happy End, wird uns traurig machen.
Aber ich glaube genau diese Dinge zeichnen uns aus. Die Entscheidungen, die wir in keinem Lehrbuch finden. Solche, die nur unser Herz treffen kann, obwohl unser Kopf uns sagt, wir sollten in die andere Richtung gehen.

Ich habe meine neue Geschichte angefangen. Und die pausierte kommt nur noch ganz selten vorbei. Und auch dann ist sie nicht wütend, sondern eher fragend, wann ich denn endlich an ihr weiterschreibe.

Ich habe ihr versprochen, dass es bald soweit sein wird – aber ich ihr nicht sagen kann wann.

Und wenn du grade mit dir haderst, kann ich dir nur sagen, überstürze nichts, hinterlasse keine verbrannte Erde – deine Geschichten sind du & du bist deine Geschichten. Und trotzdem ist es in Ordnung manche Ruhen zu lassen bis du bereit bist.


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