Ich hörte das Klopfen an meiner Wohnungstür. Für einen kurzen Moment fragte ich mich, wer mich an einem Sonntag um diese Uhrzeit besuchen würde. Dann öffnete ich.
Er stand vor mir wie ein alter Freund, den ich zu lange nicht mehr gesehen hatte. Mit seinem breiten Lächeln, das er zu oft aufsetzte, umarmte er mich. Ohne dass ich ihn hereingebeten hatte, betrat er meine Wohnung.
Er staunte nicht schlecht, ich hatte seit seinem letzten Besuch viel renoviert. Und so schlenderte er wie üblich von Raum zu Raum. Wie ein leiser Inspektor öffnete er meinen Kühlschrank und machte sich eine kleine Notiz “Sehr gesund! Mal sehen wie lange ihre Diät dieses Mal anhalten wird.”. Von da aus ging er zu meinem Kleiderschrank “Hm, viel wurde aussortiert. Anscheinend hat sie nicht nur ihren Kleiderschrank sondern auch die Prioritäten neu geordnet – bequem statt schick. Naja, jedem das seine.” Vor meinem Bücherregal endete sein Kontrollrundgang “Immer noch so viele ungelesene Bücher. Ob sie es irgendwann lernen wird?”.
Er setzte sich zu mir aufs Sofa und erblickte meine zwei Hunde, wieder zückte er seinen Notizen und ergänzte “Tierlieb war sie ja schon immer. Aber gleich zwei Hunde? Ob sie sich wirklich gut um die beiden kümmern kann? Bestimmt hat sie schon mal vergessen, ihnen das Futter rechtzeitig hinzustellen.”.
Und so saß ich da. Mein alter Bekannter neben mir. Trotz oder vielleicht grade wegen ihm, war ich doch genau hier angekommen. Irgendwo zwischen einer guten Realität und zu großen Träumen. Irgendwo zwischen “Ich liebe mein Leben” und ich will alles doch nochmal ganz anders.
Mittlerweile habe ich mich von ihm verabschiedet und ihm gesagt, dass er nicht allzu bald wieder kommen soll.
Und wenn ich trotz all meinen Selbstzweifeln, die mich immer wieder besuchen, hier sitzen kann und an diesen Zeilen schreibe, an meinem dritten Buch arbeite, obwohl ich noch auf die Rückmeldungen für das Erste warte, plötzlich Menschen meinen Blog entdecken und meine Zeilen lesen, obwohl ich mich ständig frage, was ich hier eigentlich mache – und ob nicht andere es viel besser machen – ich glaube, dann ist irgendwie doch alles möglich.

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