Wie ich mich in meinem Plot verlor

Nur noch 30 Seiten der Rohfassung überarbeiten, dann habe ich es endlich geschafft!
– Mit diesem Gedanken beendete ich gestern eins der letzten Kapitel.

Eigentlich wollte ich nur noch schnell über die Rechtschreibung schauen, um mir das spätere Korrekturlesen zu erleichtern. Doch dann?
“Warte, mein Plot funktioniert nicht!”

Die Panik setzte ein, mit einem großen Seufzen kontrollierte ich – nicht die letzten 10 sondern 100 Seiten. Hat mich mein eigener Plot in die Irre geführt?
Kein klarer Gedanke mehr. Keine Motivation, alles wieder und wieder zu überdenken. Bauchschmerzen, da ich merkte, irgendwas stimmt hier nicht.

Mein Finger lag schon drauf, ich musste nur noch klicken. Dann würde sich mein ganzes Problem in Luft auflösen. Naja, nicht in Luft, aber in eine leeres Word-Dokument. Ich atmete tief durch. In der festen Überzeugung, ich hätte es nicht geschafft und mich beim Schreiben der Geschichte selbst in meinem eigenen Plot verirrt.

Und dann entschied ich mich dagegen. Ich löschte nicht ein einziges Wort. Denn ich saß seit knapp drei Stunden vor dieser Geschichte und spürte selbst, dass sich Realität und Fiktion in meinem Tunnelblick vermischten.
Ich löste meine Finger von der Tastatur, speicherte meinen bisherigen Entwurf und klappte den Laptop zu.

Dann nahm ich mein altes Notizbuch und schrieb all meine Zweifel auf. Keine schönen Motivationszitate, sondern der pure Zweifel in Schwarz-Weiß.

Und heute nach ein wenig Schlaf, frischem Kaffee und neuer Energie? Konnte ich es wieder erkennen. Nicht nur meine eigene Geschichte, sondern das Funktionieren davon. Ich erinnerte mich selbst: Ich war nicht im Plot gefangen, ich hatte ihn selbst gewebt.

Und genau diese Erfahrung, ungeschönt, will ich teilen. Ich weiß, dass es manchmal leichter erscheint, einfach alles zu löschen – aber ist das deine Lösung? All dein Herzblut, deine Kreativität, deine Sorgen und deine schlaflosen Nächte? All das mit einem einzigen Klick zu entfernen?

Ich bin der festen Überzeugung: Es wird Geschichten, die wir löschen müssen, um die Richtige zu schreiben. Aber diese war es nicht.

Und wenn du dich aktuell an einem ähnlichen Punkt befindest, erinnere dich daran:
Du definierst die Geschichte, nicht sie dich!


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